Sartorius A200S zeigt "L"

  • Hallo Forum!
    Ich habe eine Sartorius A200S Laborwaage geerbt.
    Leider zeigt das Display nach dem Einschalten nur CH2 und dann "L" an.
    Eine Internetrecherche ergab, das wohl die Waage im "minus" steht und daher Low (L) zeigt.
    Die Interne Kalibrierung funktioniert leider auch nicht mehr.
    Ob man da noch was retten kann?
    Oder ob die Wiegezelle hin ist?
    Kann mir jemand dazu einen Tip geben?

    Gruß, Sternenkieker,
    Rainer

  • Hallo,

    mach bitte mal ein Bild (oder mehrere) und stelle die ein. Versuch mal, bevor du den Strom einschaltest, etwas auf den Wägeteller zu legen (nim mal so 20 - 30g. Dann Strom einschalten. Sollte du die Waage so (durch Variation de aufgelegten Gewichtes) ohne Fehler durch den Selbsttest bringen, solltest Du prüfen, ob der Wägeteller komplett ist und zur Waage gehört. Oft werden sind vertauscht und man bekommt dann die Waage, die damit nicht mehr funktioniert.

    Die Interne Kalibration kann nur nach einem erfolgreichen Selbsttest durchgeführt werden.

    Hab glatt vergessen, die Waage hat keine Wiegezellen, es arbeitet nach dem System der elektromagnetischen Kompensation der Gewichtskraft.

    Gruß und viel Erfolg
    EMUD

    Einmal editiert, zuletzt von EMUD (17. November 2017 um 12:06)

  • Hallo EMUD,
    danke für deinen Tip.
    Das mit dem Gewicht (Vorbelastung) hatte ich schon mal getestet.
    Definitiv ist es auch der originale Wägeteller.
    Der Selbsttest läuft halt eben nicht komplett durch sondern stoppt bei "CH2" und kurze Zeit später zeigt das Display "L".
    Bilder kann ich später noch mal schicken, aber ich befürchte es sieht nicht gut aus für das Schätzchen...
    Gruß und schönes Wochenende!
    Sternenkieker

  • Hallo Sternenkieker,

    da würde ich nicht so schwarz sehen. Wie steht es denn um Deine Kentnisse im Bereich Elektronik und Feinmechanik? Mit ein wenig Geschick
    kannst Du diese Waage vielleich wieder hinkriegen, wenn die Mechanik noch läuft. Ich habe auch eine A200S, die war auch defekt ... nun geht Sie wieder.

    Achja, Bilder sind für die Fehleranlyse und eventuelle Tips dringen notwendig.


    Gruß
    EMUD

    P.S. Wenn Du in der Nähe bist, könnte man ja ein Treffen planen.

  • IMG_20171121_070642.jpgIMG_20171121_070645.jpgIMG_20171121_070604.jpg

    Hallo, hier sind mal 3 Bilder:
    1. Direkt nach dem Einschalten.
    2. Wenige Sekunden später = CH2
    3. Zuletzt= "L"

    Ein Treffen wird schwierig EMUD (hast du auch einen richtigen Namen?) .
    Ich wohne in Niedersachsen zwischen Bremen und Hamburg...

    Die Anzeige "L" besagt doch wohl "LOW", also Untergewicht.
    Ich kenne mich recht gut in Sachen Elektronik und Feinmechanik aus, das nur nebenbei.
    Die Mechanik scheint ok zu sein.
    Direkt nach dem Einschalten klackt es im Inneren.
    Da wird ein "Hebel" in Position gebracht.
    Das ist so eine Art Wippe.
    Die funktioniert jedenfalls mechanisch.
    Es scheint also ein Elektronikfehler zu sein.
    Die Frage ist nur, wo man da ansetzt.
    Daher meine Frage, ob schon mal jemand bei diesem Waagentyp so einen Fehler hatte und beseitigen konnte.
    Dann muss man "das Rad nicht neu erfinden".
    Schönen Tag noch, Sternenkieker
    Rainer

  • Ja, dann mal los.

    Wenn Du beim Einschalten ein Klacken hörst (i.Ü. beim Abschalten vermutlich auch), dann wird der Regelkreis, der die Mechnik im Arbeitspunkt hält, gestartet. Wenn Du mal die Mechanik anschaust, findest Du auf der linken Seite eine Lichtschranke, die die Position erfasst. Das Signal geht über "Analogtechnik" auf einen Verstärker, der den Elektromagneten für die Gegenkraft speist. Hier kann man schön ansetzen: An den Magneten ein Voltmeter und einschalten. Warten, bis sich alles beruhigt hat, und dann einen leichten Druck (oder ein kleines Gewicht) auf den Teller auflegen ... die Spannung sollte sich auch ändern, und zwar proportional zur Gewichtskraft. Das wäre ein erster Test. Arbeitet dieser Kreis, käme der A/D Wandler in Frage ... der ist diskret aufgebaut.

    Viel Erfolg

    EMUD

    P.S. Ich entwickle im Übrigen beruflich elektronische Geräte.

  • Hallo EMUD, danke für deine sehr qualifizierte Hilfe!
    Da muss man dann mal mit Ruhe an einem verregneten Sonntag rangehen.
    Ich berichte, wenn ich Fortschritte gemacht habe.
    Schönen Abend noch!
    Rainer

    - - - Aktualisiert - - -

    Hallo noch mal, ich habe mal kurz das Service-Handbuch überflogen.
    Dort steht, das die permanente Anzeige "L" auf eine defekte Mechanik hindeutet.
    Dies wäre z.B. ein gebrochener Koppelstab.
    Nun muss ich nur noch den "Koppelstab" finden:)

  • Hallo,
    verbinde mal ein Voltmeter, wie im Handbuch beschrieben (bei Vorlast einstellen), mit dem Stromfühlerwiderstand. Miss die Spannung und kontrolliere diese gem. Handbuch. Belaste die Waage etwas, Spannung sollte sich ändern. Entlaste etwas, Spannung sollte sich ändern.
    Wenn das klappt, ist die Grundfunktion des Regelkreises inclusive der Mechanik erstmal ok.

    Es ist erstmal nicht ratsam, in einem frühen Stadium der Fehlersuche die Mechanik zu zerlegen oder Schrauben zu lösen, da dies böse Folgen haben kann.

    Gruß

    EMUD

  • Hallo, ich habe einen Zwischenstand:
    Die Spannung an dem Meßwiderstand beträgt ca. 1,857 V bei Vorbelastung mit 100g Gewicht.
    Dort soll 0V zu messen sein!
    Diese Spannung verändert sich auch nicht, wenn man das Gewicht entfernt.
    Ebenso messe ich eine nicht plausible Spannung am Lagenindikator Pin1 Bu1.
    Dort sollen -6V +-0,5V zu messen sein, die sich bei den beiden Endlagen des Hebels symetrisch verändern soll.
    Auch dies funktioniert nicht, sondern ich messe ca. -2,3V, die sich ebenfalls nicht verändert.
    Da scheint also etwas grundlegendes im Regelkreis defekt zu sein.
    Gruß, Sternenkieker.

  • Ja,
    das ist doch schon was.

    Der Nullindikator hat einen Helligkeitsregelkreis, der erstmal untersucht werden sollte, bestehend aus LD501, T501, IC501 , FD501
    Funktioniert so : Bekommt der FD501 weniger Licht, geht die Spannung am IC501/5 hoch und die LED bekommt mehr Strom.

    Mess mal über dem R110, da sollte ein entsprechender Spannungsabfall (Strom für die LED) zu messen sein.
    Müsste etwa bei 1,3V für ca. 20mA LED Strom liegen. An der LED sollten etwa 1,1V liegen (LD242). Ist eine IR Led. Auch die Speisespannungen (12V/-12V/+5V kommen in Frage, auch eventueller Brumm (Elkos).
    Naja, und im Prinzip alle Bauteile auf dem Nullindikator. Die bauteile (LED und Doppelfotodiode ) kann man noch bekommen, wenn nötig.

    Wenn Du weiter hast, bitte ins Forum einstellen.

    Gruß und schöne WE

    Emud

  • Moin!
    Ich habe gemessen und es gibt einen neuen Zwischenstand!
    1. Spannung über R110 = 0,813V (soll 1,3V), also etwas wenig.
    Spannung an C116 = 4,97V (ok!)
    Spannung an LD242 = 1,14V (ok!)
    Spannung an PIN 3 (St1) = +12,23V (ok!)
    Spannung an PIN 2 (St1) = +3,75V ( da sollte wohl -12V sein !!)
    So wie ich es sehe ist die -12V Versorgung ausgefallen.
    Der IC501 bekommt daher keine symetrische Versorgungsspannung.
    Mal schauen, ob IC114 (LM337T) defekt ist!

    Ich melde mich wieder.
    Gruß

  • Ja,
    das sehe ich auch so. Bitte dran denken, das die Siebkapazität im Steckernetzteil liegt, C146 ist mit 1,5uF dafür wohl zu klein.
    Es könnte sein, das C146 schlüssig ist oder die - Spannung aus dem Steckernetzteil nicht mehr rauskommt. Tantals sind oft defekt bei diesen Waagen ...

    Gruß

    EMUD

  • Hallo, die Spannung aus dem Steckernetzteil ist ca. +27V und -27V für die +12V und -12V Versorgung.
    Außerdem +16,7V für die ungeregelte 14V? Spannung.
    Die Messungen an der Platine sind eine Katastrophe!
    Die Lötseite ist mit einer extrem dicken, hitzebeständigen Isolierlackschicht überzogen.
    Da kann man nichts messen:mad:
    An D105 auf der Anodenseite messe ich -3,6V.
    Dort hätten -12V vom IC114 (LM337T) anliegen müssen.
    Ich habe den Spannungsregler bereits getauscht.
    Ohne Erfolg.
    Wenn ich den Stecker 5 aufstecke, bricht die Spannung an Pin4 von -27V auf -3,6V zusammen!
    Die Elkos C146 und C147 sind ok und haben keinen Schluß.
    Es müssen also andere Bauteile weiter hinten in der Schaltung die Spannung einbrechen lassen.
    Nun bin ich gerade etwas demotiviert:confused:
    Übrigens habe ich keine Tantals im Netzteil gefunden nur kleine Al-Elkos.
    Gruß,
    Rainer

  • Hi,
    nur kein Frust. Wenn Du die Messspitzen spitz genug anschleifst, kannst Du denn Isolierlack durchstechen. Das vereinfacht die Messungen. Sind halt professionelle Platinen.

    1. Hast Du den Brumm an Stecker 5 - UB gemessen? Wenn nicht möglich, schalte provisorisch eine 1000uF/35V oder ähnlich vom 337 Eingang auf Masse. Polarität beachten ! Ändert sich was ?

    2. Zieh mal den Stecker vom Sensor und der Spule. - Spannung prüfen. Wenn OK, dann auf angeschlossenen Einheiten die Überlast suchen.

    3. Auch keramische Cs können schlüssig werden, ist aber selten.

    4. Beachte mal die 2 Transistoren, die die Spule ansteuern. Im Zweifel messen oder ersetzen (BC327 PNP/BC337 NPN gehen auch)

    Viel Erfolg

    EMUD

  • Hallo, danke für deine Geduld mit mir...
    ich komme wohl heute Nachmittag dazu, weiter den Fehler zu suchen.
    Zu Punkt 1: Ich habe ein 100Mhz Oszilloskop und kann den Brumm messen.
    Die Siebelkos im Steckernetzteil scheinen aber ok zu sein.
    Sie haben keine "dicken Backen" gemacht und halten nach dem Auschalten die Spannung.
    Mindestens ist keiner niederohmig.
    Messen kann ich nur bis 100uF.
    Dort sind 1000uF und größer verbaut.
    Zu Punkt 2: Die Spannung bricht bereits zusammen, wenn nur die Hauptplatine angesteckt wird.
    Der Fehler befindet sich dann wohl auch dort.
    Sensorplatine, bzw. Spule war gar nicht gesteckt.
    Zu 3: Hatte ich noch nie, daß ein Keramik-C niederohmig geworden ist.Es gibt aber auf der Hauptplatine 2 kleine Tantalperlen, die ich noch messen will.
    Muss ich schauen, ob sie was mit der Stromversorgung zu tun haben.
    Vor und hinter den Spannungsreglern sind jedenfalls kleine Al-Elko´s, dort habe ich bereits den in Frage kommenden (1,5uF/50V) getauscht, obwohl er nicht defekt war.
    Zu 4: Die 2 Transistoren hatte ich auch schon in Verdacht.
    Die werde ich messen und berichten.
    Schönen Tag noch!
    Sternenkieker,
    Rainer

  • Hi,
    gut ausgestattet, dann sollte es klappen.
    Leider machen nur Elkos ab etwa 1990 "dicke Backen", bei den älteren sieht man das nicht immer.

    Die Spannung könnte auch zusammenbrechen, wenn der Elko im Netzteil nur noch wenige uF hat oder der Gleichrichter eine Macke hat. Hänge doch mal 220 Ohm an den Ausgang am Netzteil und prüfe, ob nicht dieses zusammenbricht (sind etwa 100mA Last). Ideal wäre ein 2 Watt Widerstand, aber für eine kurze Messung (10 Sekunden) reicht auch ein 0,5W Widerstand.

    Elkos auf Kapazität messen ist nur dann sinnvoll, wenn diese in Zeitapplikationen (nicht Netzteil) verbaut sind. Findet man aber selten. Aufschlussreicher ist die Messung des ESR .

    Viel Erfolg

    EMUD

  • Hallo, es gibt neue Erkenntnisse!
    Im Steckernetzteil habe ich zunächst alle Elkos erneuert und die Dioden gemessen.
    Die Dioden sind o.k
    Dann habe ich den ersten echten Fehler gefunden:
    Die Einlötsicherung T315mA/250V war durchgebrannt!
    Die habe ich ersetzt durch eine normale Feinsicherung T400mA.
    Nun stimmen auch die Spannungen hinter den Spannungsreglern!
    Übrigens liefert das Steckernetzteil laut Aufdruck nur 25mA bei -23V.
    +21V bei 140mA und 12v/330mA.
    Dann habe ich T101 und T102 gemessen.
    Auch die beiden Transistoren sind heil!
    Nun passiert folgendes, wenn man die Waage einschaltet.
    Zuerst erscheint "Power Off"
    Dann läuft es rasend schnell bis F8 durch.
    Das heißt man sieht nur "F8".
    Die Tastatur ist dabei nicht angesteckt.
    Dann erscheint "Busy" :mad:
    Mehr passiert dann nicht.
    Wenn man ein Gewicht auflegt und der obere Anschlag erreicht wird, erscheint aber die Anzeige "H".
    Soooo....
    Übrigens ändert sich nun auch die Spannung am 4-Leiter Meßwiderstand R1 je nach aufgelegtem Gewicht.
    Es braucht allerdings 50 Gramm auf dem Wiegeteller damit "0" V erreicht werden.

    Gruß, Sternenkieker
    Rainer

    Einmal editiert, zuletzt von Sternenkieker (29. November 2017 um 22:05)

  • Hi,
    das ist ja schon ein Erfolg. Werde heute Abend mal meine 200er anwerdfen und über den "Bootvorgang" berichten. Hast Du irgendwo mal das Innenschaltbild des Steckernetzteils parat? Zumindest ein Fehler in der Mechanik scheidet ja nun aus.

    Ich meine aber, das das Busy zeigt, das sich die Waage tariert auf 0. Das scheint aber nicht erfolgreich zu sein.

    Gruß
    EMUD